Waldmeister
( Galium Odoratum )




Geschichtliches und Mystisches über den Waldmeister:

Vorweg möchte ich hier erwähnen, dass der Waldmeister in sehr alten Kräuterbüchern
unter dem Namen Herba Matrisylvae zu finden ist, was so viel bedeutet wie

"Waldmutterkraut".

So ist es nicht verwunderlich, dass viele alte Bücher das Waldmutterkraut zur Heilung diverser
Frauenleiden vorstellen. Wie es nun zu einer derartigen "Geschlechtsumwandlung" kommen konnte,
bei der die weibliche Pflanze zur männlichen namens Waldmeister mutierte, ist unklar.

Das Wissen um die Heilkraft des Waldmeisters wäre fast im Nebel verschwunden,
doch die berühmte Waldmeisterbowle ließ ihn weiterleben.
Bereits im Jahre 854 n.Chr. hinterließ der Benediktinermönch Wandalbertus das erste
Waldmeisterbowle - Rezept...

Bereits im Mittelalter war der Waldmeister von großer Bedeutung.
So wurde er unter anderem verwendet, um den Geruch übel riechender Medizin zu überdecken.
Ferner diente ein Armband zum Schutz vor bösen Hexen in der Walpurgisnacht.
Ein weiteres mystisches Ritual war das Räuchern von Waldmeister, denn dadurch, so glaubte man,
wurden gute Feen angelockt. Kühen, die nicht fressen wollten, verabreichte man eine Hand voll
Waldmeister versetzt mit Salz. Auch die Kirche nutzte die Kraft des Waldmeisters. Die Christen
verstreuten das Kraut in den Kirchen, um Insekten, aber auch böse Mächte fernzuhalten.
Um muffige Gerüche zu bekämpfen streuten die Menschen frischen Waldmeister auf die Böden und Holzdielen.

Man schrieb dem Waldmeister mystische Kräfte zu, den Heidnischen war er heilig und wurde in
vielen Ritualen angewandt. Später hieß er sogar Jungfrau Maria - Kraut. Den Gebährenden
wurde das Kraut unter die Füße gebunden, um den Geburtsvorgang zu erleichtern. In Kräuterkissen
beigemischt beruhigten seine süßen Düfte Mutter und das neugeborene Kind.


Heilwirkungen:

Waldmeister ist recht vielseitig in seiner Wirkungsweise.
So werden ihm Kräfte nachgesagt, die

° sehr beruhigend wirken und unter Umständen auch als sanfte Einschlafhilfe dienen
° ein Heilmittel bei Leberstauungen, Galle - und Darmbeschwerden sind
° krampflösend wirken
° besonders wirksam bei Migräne, Nervosität, Angst und Herzklopfen sind
° bei Frühjahrskuren das "müde Herz" erheben
° gegen Schwermut und Wassersucht wirken
° leicht harn - u. schweißtreibend sind
° gefäßerweiternd sind und Durchblutungsstörungen entgegen wirkt

und sogar Menstruationsbeschwerden lindern.


Botanik:

Bewege Dich durch schattige Mischwälder, hauptsächlich durch Laubwälder, meist unter Buchen -
und Du wirst schon nach kurzer Zeit diesen unnachahmlich lieblichen Duft wahrnehmen, der die Anwesenheit
des Waldmeisters verkündet. Mich hat er völlig verzaubert...
Die Pflanzen sind etwa 10-25cm hoch, weisen sternförmige, übereinander gereihte, langzettliche Blättchen
auf und tragen zur Blütezeit zwischen Mai bis Juni kleine weiße, sternförmige Blüten. Unverkennbar ist der
süßliche Waldmeistergeruch. Wie ein zartes weißlich schimmerndes Polster sieht der Boden des Waldes
aus, auf dem der Waldmeister wächst.


Ernte:

Am wirkungsvollsten sind die Inhaltsstoffe der Pflanzen zur Blütezeit. Dennoch könnt Ihr sie
aber auch später noch ernten. Verwendet wird alles, was oberhalb der Erde wächst.
Man schneidet den Waldmeister kurz über dem Erdboden ab ( wobei ich ihn niemals schneide,
sondern vorsichtig mit den Händen pflücke ), bündelt ihn zu kleinen Sträußchen und hängt
diese dann zum Trocknen an einem schattigen Ort auf.


Nebenwirkungen:

Bevor ich zu den Rezepten übergehe, möchte ich darauf hinweisen, dass Ihr Euch strikt an
die Dosierung halten solltet, da eine Überdosierung zu Kopfschmerzen führen kann!!!
Also entgegen dem, wogegen er helfen und lindern soll.
In den angegebenen Mengen entfaltet er jedoch seine volle Wirkungskraft, also lasst Euch verzaubern.


Was ich hier unbedingt noch erwähnen will ist, dass ich Schwangeren und Stillenden von der Einnahme des
Waldmeisters abrate, da seine stark beruhigende Wirkung auf das Ungeborene bzw. Neugeborene
übergeht!
Desweiteren möchte ich hier sagen, dass Waldmeister vor der Blütezeit für die "Küche" verwendet wird,
während und danach eher für Heilzwecke. So steht es geschrieben, wobei ich jedoch auch während und
nach der Blüte noch Gelee u.a. herstelle und bislang keinerlei Nebenwirkungen feststellte ;-)


Anwendungen und Rezepte:


Als Tee:

1 gehäufter TL Waldmeisterkraut wird mit 1/4 l kochendem Wasser übergossen und 5 min ausgezogen.
Nach dem Abseihen könnt Ihr entweder pur, mit Honig oder Zucker gesüßt diesen wunderbaren Trank
genießen.
2 - 3 Tassen täglich sind die richtige Dosierung ohne jegliche Nebenwirkungen.
Als Schlaftrunk solltet Ihr ihn gut gesüßt unmittelbar vor dem Zu-Bett-Gehen trinken.


Mischung für ein beruhigendes Kissen:

4 Teile Waldmoos
1 Teil Waldmeister
2 Teile Hopfen

Die getrockneten Kräuter füllt Ihr in ein Kissen - fertig. Waldmeister eignet sich auch wunderbar
als Duftkissen.


Gelee (eigene Kreation):

° 3/4 l Wasser mit 8 Stengeln Waldmeister zum Kochen bringen
° etwa 1 Stunde leise köcheln lassen mit geschlossenem Deckel
° 3 Päckchen Vanillezucker hinzugeben
° 1/2 Fläschchen Butter-Vanille-Aroma
° 1 Messerspitze Zimt
° 1/2 Päckchen Zitronensäure
° nochmals gut durchrühren und den Waldmeister abschöpfen
° ein Paket (500g) Gelierzucker 2 plus 1 hinzufügen und unter Rühren 4 min weiterköcheln
° dann in heiß ausgewaschene kleine Gläser randvoll umfüllen und sofort verschließen
° etwa 1 min kopfüber aufstellen
° kühl und dunkel lagern, angebrochenes Glas im Kühlschrank aufbewahren

Anmerkend erwähne ich, dass ich in jedes kleine Gläschen ein Waldmeisterblatt für ein noch
besseres Aroma gelegt habe.


Sirup (eigenes Rezept):

° 3/4 l Wasser mit 8 Stengeln Waldmeister zum Kochen bringen
° etwa 1 Stunde bei geschlossenem Deckel weiterköcheln lassen
° 2 Päckchen Vanillezucker hinzugeben
° den Saft einer gepressten Zitrone unterrühren
° 1 kg Zucker hinzufügen und etwa 5 min köcheln lassen, Rühren dabei nicht vergessen
° in eine heiß ausgespülte Plopp-Verschluss-Flasche einfüllen, abkühlen lassen und nach Anbruch
im Kühlschrank aufbewahren

Unvergleichlich leckerer Geschmack als Kaffeezugabe, im Tee als Süßungsmittel oder einfach mit
Wasser aufgefüllt, je nach Geschmack.


Waldmeisterbowle klassisch:

1 Fl. Weißwein, trocken oder lieblich (je nach Geschmack), mit einem kleinen Bund, etwa 8 Stengel,
Waldmeister befüllen und 1 Nacht ziehen lassen.
Am nächsten Tag den Waldmeister herausnehmen, dann den Wein in einem entsprechenden Gefäß mit
1 Fl. Sekt auffüllen - eiskalt genießen - ein unnachahmlicher Genuss, der einem müden Herzen
entgegen wirkt.

Je nach Fantasie und Geschmack könnt Ihr etwas Vanillezucker hinzugeben oder frische Erdbeeren
in Viertel geschnitten einlegen (kurz vor dem Servieren), Erdbeeren harmonieren hervorragend mit
Waldmeister. Am besten, wenn Ihr Waldmeister sammelt, schaut doch mal nach Walderdbeeren ;-)


Waldmeister als duftende Haarspülung:

3 Stengel Waldmeister in 1/2 l kaltem Wasser eine Nacht lang ziehen lassen.
Am nächsten Tag die Stengel herausnehmen, 1/2 EL Apfelessig hinzugeben und das Haar wie gewohnt waschen,
langsam die Spülung darüber gießen und sanft einmassieren, nicht ausspülen.
Lasst Euch verwöhnen und die Seele streicheln mit diesem betörenden Duft. Außerdem wird
das Haar locker, fluffig und cashmere-weich.

Kleine Anmerkung: Die Waldmeisterstengel nach Auskochen ect. nicht achtlos wegwerfen, sondern gebt
sie einfach zu dem Blumenwasser in die Kanne, Eure Pflanzenkinder werden es Euch liebend danken.
Gleiches gilt übrigens für jede Art von Kräutern, ja sogar Kaffeesatz und Teereste werden dankbar
aufgenommen .... manchmal höre ich unsere Kleinen sogar lauthals jubeln.

Hier noch ein Geheimrezept, der Partyknaller überhaupt (allerdings mit gekauftem Sirup!!!):

Gockelsperma

Zutaten:

250 ml Joghurt (Vanille)
5 Pk Vanillezucker
250 ml Waldmeister - Sirup
250 ml Schnaps (wir nahmen den weißen Rum von Aldi)
250 ml Sahne

Alle Zutaten mit dem Mixer gut verquirlen, dann abfüllen und kalt stellen.
Entwickelt eine giftig grüne Farbe, ist unbeschreiblich lecker und sprengt jeden Rahmen...


Als letztes, habt Ihr schon einmal einen kleinen Waldmeisterzweig in eine Flasche Mineralwasser
gelegt und einen Tag lang ziehen lassen?
Nein??? Dann solltet Ihr das unbedingt versuchen und kalt genießen, gerade jetzt an heißen Sommertagen....



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